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Freitag, 5. Februar 2010

La mia Italia amata

Ich bin stolz, Italienerin zu sein. Das sage ich nicht nur so, das ist so. Und wenn mich auch 1000 Leute deswegen auslachen. Nein, nein, ehe da falsche Vermutungen auftauchen, ich bin nicht nur stolz, Italienerin zu sein, weil wir gerade der amtierende Weltmeister sind (klar, das macht mich auch stolz, ist aber nicht der Hauptgrund) – ich liebe mein Land einfach. Ganz abgesehen davon, daß man immer die perfekte... nennen wirs mal „Begründung“ parat hat, um täglich Pasta zu essen (ist als Italiener Grundrecht), daß es dort eine Ansammlung fescher Männer gibt, nicht nur, aber vor allem dann, wenn sie Uniform tragen (halt! Nicht falsch verstehen! Es gibt auch nördlich des Brenners durchaus schöne Männer!!!), daß sich niemand so sehr freut, wie es ein Italiener tut , jemand zu treffen, der die Muttersprache spricht, bzw sich durch irgendei verräterisches Teil als des Italienischen mächtig verrät und sofort als Italiener/in angesehen wird (gell, Signor Michielli) es ist einfach auch die Mentalität, die Italien so besonders macht. Nicht diese steife, starre, die sonst so vielen Ländern eigen ist, dort zählen noch wahre Werte. Das Leben als solches. Ein Italiener lebt nicht um zu arbeiten, er arbeitet um zu leben. Ist das nicht eine herrliche Einstellung in Zeiten, wo jeder dem Geld hinterherjagt, wie nur was, und dabei nicht nur teilweise seine Gesundheit ruiniert, seine Familie zerstört, unglücklich ist und auf wahre Werte vergißt? Die Zufriedenheit, die den Italienern eigen ist... Nicht „Ich muß alles haben und überall nur das beste und wehe der Nachbar hat etwas mehr wie ich“ – dem Italiener genügt sein Tellerchen Pasta (wie gesagt, Grundrecht) dazu noch ein Televisione (unerläßlich, der kann ruhig knattern, rauschen, flimmern, Hauptsach er läuft) und seit einigen Jahren „il cell“ – das Handy... Als Familienmensch sagt mir natürlich auch der landestypische Familiensinn sehr zu (neben der Pastasucht das, was mich wohl am meisten als Italienerin kennzeichnet...) Ich liebe die Nationalhymne, die nicht nur aus patriotischen Gründen für mich die schönste der Welt ist....


Und natürlich: Ich liebe das Land. Ich liebe Italien. Nicht nur wegen dem Essen.... Ich liebe die majestätische Würde Roms, dieses Gefühl von Ewigkeit, das einen dort umfängt und einen begreifen läßt, warum es die ewige Stadt ist. Dieses gewisse Etwas, das trotz Weltstadt und Tourismuszentrum einem dennoch immer das Gefühl gibt, eigentlich in einem Dorf zu sein. Ich liebe die einfache Schönheit der Emilia Romagna (abgesehen davon, daß es dort die beste Pasta der Welt gibt), vor allem die Bolognas, der so oft zu unrecht als Industrie und Umsteigestadt abgetanen „Rossa, grassa, dotta“. Ich liebe das Gefühl, im Italienurlaub im Hotel anzukommen und begrüßt zu werden, als wäre man nicht Gast, sondern ein lang vermißter Freund. Und natürlich: Ich liebe mein Trentino. Nicht nur, weil ich mich quasi als Gastgeberin für die nächsten Trainingslager des FC Bayern fühlen darf. Ich liebe das Trentino als Trentino. Den Blick von der Autostrada A22 auf die ersten Apfelbäume und Weinstöcke, dann, abfahrend, Kirschen in voller Blüte. Ich liebe den Blick auf die blühenden Mandelbäume in Bleggio Inferiore und superiore, oder, wenn im Frühjahr dort alles in forsythiengelb getaucht ist. Wenn man den Tiroler Spätwinter verläßt und sich nur knappe 2 Stunden später mitten im Fühjahr wähnt. Ich liebe „Vecchio Mulino“ inclusive dem sich immer etwas... schräg benehmenden Kellner. Das Gefühl, dort einzukehren ist gleichbedeutend mit dem Gefühl, endlich allen Alltagsmist hinter sich lassen zu können. Ich liebe den Blick auf den Toblinosee, rechts und links umgeben von Caravans, in denen Obsthändler nicht nur Früchte sondern auch Getränke feilhalten, die sie sogar in brütendster Sommerhitze als „frisch und kalt“ anbieten. Ich liebe die kurvenreichen Bergstraßen ins und im Trentino – jeder Meter ein Stück näher nach Hause. Die Abzweigung nach meinem geliebten„Endlostunnel“ (er ist zwar nur knapp 2km lang, aber als Kind erschien er mir immer... genau: Endlos) Richtung Preore, Ragoli, Stenico und natürlich die Fahrt über und durch diese Dörfer mit ihren teilweise mega-engen Gäßchen (auch wenn mich diese als Nochnichtführerscheinbesitzerin beim Durchfahren einige Schweißtropfen gekostet haben, zumal die Polizei hinter mir war....*hüstel*). Ich liebe den Lago di Tenno, nicht halb so überlaufen wie der nur wenig weit entfernt liegende Lago di Garda. Und ich liebe natürlich mein Val Rendena. Ich liebe San Antonio di Mavignola, kurz ehe man nach Madonna di Campiglio kommt. Diesen Ort, aussehend als wären einfach ein paar Häuschen wahllos in die Landschaft geworfen worden. Ich liebe das freudige Willkommen-Heißen meiner Friseurin und meines Schuhhändlers in Pinzolo. Ich liebe das Geräusch der Cascate die ins immer ausgetrocknete Flußbett der Sarca fließt, um dort eh nur ein paar Steine zu benetzen. Ich liebe die Montagne, vor allem im Herbst, wenn sie in tausenden Farben brennen, auch wenn der Weg da hoch sogar für langjährige Autofahrer alles andere als ein Vergnügen ist (einspurig und auf ca 5km genau eine einzige Ausweiche, dafür seeeeeeeeeeeeeeehr viele enge Kurven). Der Blick von dort hinab ins Tal jedenfalls entschädigt für alles. Und natürlich, und das vor allem, ich liebe Mortaso. Dort habe ich in meiner ohnehin glückliche und wunderschönen Kindheit immer besonders wunderschöne Stunden erleben dürfen. Damals, mit Sem in den Wald und nur zum Essen „Nach Hause“ gekommen, Sem, der so geduldig war und nahezu alles mit sich machen ließ, sogar sich von der Narrischen aus Tirol als Pferd „Mißbrauchen“. Mit Marco, obwohl noch führerscheinlos, auf dem Motorrad – natürlich ohne Helm – die holprigen Wald und Kieswege abgefahren, ohne nachzudenken, daß was passieren könnte. Auf die Cousine wurde aufgepaßt – fertig. Oder das „allein Auswärtsschlafen“ damals im Bubenzimmer, wo die 3 sich ein Bett geteilt haben, damit ich ja genug Platz habe, während meine Mutter (damals noch, hat sich eh alles geändert) ein paar Häuser weiterschlief. Ich frag mich heut, wie ich mich damals, da ich ja noch nicht italienisch konnte, verständigt habe.

Und ich liebe Mortaso noch heute über alles – und meine Lieben dort. Die, die mich lieben, so wie ich bin, bedinungslos, ohne Wenn und Aber, die nie versucht haben, mich auch nur im Geringsten zu ändern. Für die ich einfach eine Tochter bzw Schwester (Schwägerin) und natürlich (stolze) Tante bin. Ganz egal, wer von ihnen es ist, auch wenn ich die dringende Vermutung hab, daß von all denen, die mich dort so sehr lieben, Martina definitiv diejenige ist, die mich am meisten liebt. Das Gefühl, anzukommen, umarmt zu werden und einfach dazusein. Punkt. Genauso. Das ist das allerschönste, das man sich vorstellen kann. Lieb auch, wie wir dort immer versorgt werden, und daß wir behandelt werden, als gäbe es in Tirol weder Essen noch Trinken, was sich auch immer an den Mitgaben nach Hause niederschlägt. Ich liebe den unbeschreiblichen Geruch von Mortasoer Abenden, wenn die Dämmerung übers Tal zieht und der Rauch aus den (Holzofen)Kaminen in die Luft steigt. Das ist so unglaublich, man kann es nicht beschreiben, man muß es erlebt haben. Dann, rein ins Haus, die Wärme (und Liebe) aufnehmen, die einem entgegenschlägt, das Klappern von Geschirr und der Topf mit Pasta am Herd, untermalt vom unerläßlichen Fernseher mit irgendwelchen sinnlosen Quizshows. Das Zusammensitzen am Abend (oder Mittags)tisch, alle gemeinsam, teilweise 10 Leute oder mehr, wenn Freunde auch noch kommen – in der Mitte der Topf Pasta, natürlich mit Tizianas unvergleichlich köstlichem frischgemachten Sugo danach frische Salami, von Nardo selbst gemacht mit Paprikasalat und Weißbrot. Da gibt es keine Grenzen, da sind alle eins, egal, wer es ist. Im Sommer Nardos Erdbeeren nach Spezialrezept, das ich, trotz genauen Aufpassens und x-maligen Zusehens, nie so hinbekomme, wie er. Sein Bistecca Fiorentina – wer das einmal gegessen hat dem schmeckt so schnell kein anderes Fleisch mehr. Der wunderbare Lärm, wenn 10 oder mehr Leute gleichzeitig reden, der sonst überall störend wirkt oder Kopfweh erzeugt, hier aber einfach dazugehört und weder störend noch Kopfweherzeugend wirkt. Ich liebe es, wenn an Samstagabenden die Glocken von Spiazzos Kirche ertönen und ganz leise das Ave Maria hochklingt, wie ein besonders feierlicher Gruß. Das alles vermittelt Freude, Geliebtwerden, Geborgenheit, Angenommenwerden, Glück. Tiefes, inniges, mit Worten nicht zu beschreibendes Glück.

Und Heimat kann unendlich viel mehr sein, als die eigenen vier Wände

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