Wenn Weihnacht um, die Keksdose leer und die Vierschanzentournee Geschichte ist, dann ist es soweit: Der beste, weil tollste oder tollste weil beste Sportevent des Winters steht vor der Tür – und das nur wenige Kilometer von der eigenen Haustür entfernt: Der Weltcup der Nordischen Kombination in Seefeld. Ein klarer Pflichttermin, der – da muß man Walter Hofer ja tatsächlich danken – nicht der gnadenlosen Kürzung der NC-Wettbewerbe zum Opfer fiel.
Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit. Sich den zu knapp bemessenen Nachtschlaf aus den Augen reibend trafen sich N aus M und E aus I zu frühmorgendlicher Stunde am Seefelder Hauptbahnhof, um live und hautnah mit dabeizusein, wenn sich die besten der besten in der Königsdiszilpin des nordischen Sports matchen. Trotz des sonnigen Wetters und den angenehmen Temperaturen gestaltete sich der Weg zur neuen Toni-Seelos-Schanze (neumodisch "Kompetenzzentrum" genannt) schwieriger als erwartet, ging es doch, aufgrund der Bodenverhältnisse tendenziell 1 Schritt vor und 3 zurück… Was natürlich abgebrühte Sportafficionadas nicht daran hindert, sich dennoch zum gewünschten Ziel vorzuschlagen – ein Projekt, das letztlich auch von Erfolg gekrönt war. Rechtzeitig zum Ende des Probedurchgangs wurde der Platz an der Bande der Schanze im Auslauf der selbigen (also der Schanze, nicht der Bande) eingenommen und die Athleten der Lüfte und des Bodens hautnah unter die Lupe genommen und lautstark angefeuert. Trotz der etwas höheren Temperaturen als auf dem Bergisel waren die Zehen der beteiligten Fans nicht gerade von ihrer Aufgabe, still zustehen im Schnee, begeistert und untersagten jegliche Lebenstätigkeit – zumindest solange, bis Jason Lamy-Chappuis als "Halbzeitsieger", will heißen Führender nach dem Springen, feststand. Schließlich wartete dann ein Erlebnis der besonderen Art, das nur – ich betone nur!!! – ausschließlich und exklusiv dem zahlenden Publikum des Wettbewerbs vorbehalten war: eine exklusive, gratis Schanzenbesichtigung, inklusive Regionen, die sonst nur die Athleten selbst sehen, wie zB Aufwärmraum, der tatsächlich warm ist, oder auch den Platz direkt neben der Anlaufspur, sprich Startgate, der einen erkennen ließ wie steil es da wirklich runter geht und, und, und. Natürlich durften wir auch mit jenem Sessellift fahren, der sonst nur den Athleten vorbehalten ist, und uns so wie Herr Gottwald, Stecher oder Michielli fühlen.
Die Mittagspause wurde, schon traditionell, im schnellsten Restaurant der Welt verbracht, wo uns die Gelegenheit geboten wurde, die Füße und sonstigen Gliedmaßen gleich nochmal ein bißchen aufzutauen und – Memories of holidays in Italy – zu essen!!! Frisch gestärkt und gewärmt, ging es also zu Teil 2 der Kombi, zum Langlauf, der sich extrem spannend gestaltete *Ironiemodus wieder off* weil der nach dem Springenden führende Franzose eben mit so einem großen Vorsprung führte, daß nur ein Kapitalsturz ihm den Sieg hätte nehmen können. Er stürzte zwar nicht, dafür erwischte es einige andere arrivierte Athleten in der wohl etwas sehr eisigen Abfahrt, die aber zum Glück alle von schwereren Verletzungen verschont blieben. Am Ende der 10km Laufstrecke stand nun auch offiziell fest, was vorher inoffiziell schon klar gewesen war: Unser aller Lieblings-Jason war der strahlende Sieger von Tag 1 in Seefeld, vor Magnus Moan und Mikko Kokslien. Nach der Siegerehrung und Bewunderung des freundlichen Hundes von "Giuseppe Michielli seiner Freundin" hieß es wieder zurück in die Heimat, um neue Energien Für Tag 2 zu sammeln.
An Tag 2 erschien E aus I erst zum Langlauf, da es sich sonst kirchenbesuchstechnisch zeitlich nicht ausgegangen wäre. Natürlich ging es nicht direkt zum Langlauf, sondern, man ahnt es schon, ins schnellste Restaurant der Welt (warum es diesen Namen trägt, vgl: http://mondodicoppa.blogspot.com/2010/01/in-geheimer-mission-ein-nicht-ganz.html) um zu essen und dabei auch mitzuerleben, wie Österreicher den Alpinsport erleben… Nachdem wir beide wohlgesättigt waren, begaben wir uns wieder – auch heute 1 Schritt vor, 3 zurück – an die Loipe um diesmal ein tatsächlich spannendes Rennen mitzuerleben, das einige Führungswechsel brachte. Natürlich war das Rennen erst, nachdem wir ein paar sogenannten Fans erklärt hatten, was NoKo eigentlich sei, warum die Leute kreuz und quer laufen (Aufwärmen!) und daß das Springen schon Geschichte war… Wie gesagt, diesmal ein spannendes Rennen mit Magnus Moan als Sieger vor Jason Lamy-Chappuis und David Kreiner. Tja und dann hieß es wieder nach Hause und wieder 1 Jahr aufs nächste Mal Wintersport in Seefeld warten…
Was wieder einmal positiv ins Auge stach – welch freundliche Menschen doch Kombinierer sind. Schlagen keinen Autogrammwunsch aus, reden mit Fans, bedanken sich, wenn ein Fan um ein gemeinsames Foto fragt (Giuseppe Michielli) oder stehen einfach unter den anderen Fans mittendrin wie ihresgleichen (Mario Stecher!!!! Aber der ist sowieso ein unglaublich lieber und feiner Kerl, ohne jegliche Starallüren, von dem sich so manch anderer Profisportler eine Scheibe abschneiden könnte)
Achja, Gregi, der angeblich als Vorspringer an den Start gehen wollte, um zu trainieren, wurde nicht gesichtet. Wahrscheinlich war ihm der Zeitpunkt zu früh oder die Veranstaltung zu minder, oder es gab kein Preisgeld oderoderoder…
Fest steht, Kombis sind einfach das netteste, was es im Sport gibt, Seefeld ist immer wieder aufs Neue "Wintersportevent des Jahres" und die Vorfreude auf 2012 hat bereits begonnen!